"Egbert wird rot" ist ein beliebtes Bilderbuch (hier im Blog gratis als eBook erhältlich), um proaktiv mit Kindern über das Gefühl der Wut zu sprechen. Es ist quasi das wilde Gegenstück zur eher philosophischen Suche in "Bin ich klein?".
Warum Egbert rot wird – und warum das gut so ist: Wenn es ein Buch gibt, das Wut und starke Gefühle im Kinderzimmer sichtbar macht, dann ist es "Egbert wird rot". Alle Eltern und Großeltern kennen diese Momente: Eben war die Welt noch in Ordnung, und plötzlich kippt die Kinder-Stimmung – die Füße stampfen, und das Gesicht wird – zumindest gefühlt – knallrot.
Egbert, der kleine Protagonist der Geschichte, dem genau das passiert, bietet die Gelegenheit, mit Kindern über dieses intensive Gefühl zu sprechen. Das Buch verurteilt die Wut nicht, sondern macht sie einfach sichtbar.
Hier sind die Top 10 Aspekte, die Sie beim Vorlesen von "Egbert wird rot" mit Ihrem Kind bzw. Ihren Kindern gemeinsam besprechen und erkunden können:
1. Emotionale Wahrnehmung 😠
Das offensichtlichste Thema: Wut! Egbert wird nicht etwa einfach "böse", er wird rot. Diese Visualisierung hilft Kindern, das abstrakte Gefühl der Wut zu benennen und zu erkennen. Sie lernen: "Ah, dieses heiße, explosive Gefühl, das ich manchmal habe – das ist Wut". Ferner können Kinder lernen, ähnlich wirkende Gefühle zu unterscheiden: Man kann beispielsweise auch rot werden, weil man sich schämt. Wer rot wird, ist nicht immer automatisch wütend.
2. Auslöser (Trigger) identifizieren 🔍
Warum wird man rot? Warum genau wird Egbert rot? Er wird z. B. manchmal von Manfred geärgert, etwas klappt nicht, oder er fühlt sich ungerecht behandelt. Nutzen Sie das als Chance, um beispielsweise zu fragen: "Was macht Dich denn manchmal so wütend wie Egbert?" Das hilft Kindern, eigene Auslöser zu entdecken, zu benennen und zu verstehen.
3. Körperliche Reaktionen 🌡️
Das "Rotwerden" ist ein starkes körperliches Signal. Es macht deutlich sichtbar, was bei Wut passiert: Das Herz rast und uns wird heiß. Sprechen Sie darüber, wie sich Wut im Körper anfühlt – so lernen Kinder, die Anzeichen bei sich selbst früher zu erkennen. Sie können lernen, sich selbst bei der emotionalen Regulation wirksam zu unterstützen, Impulsdurchbrüche früh abzumildern oder in Bewältigungsstrategien (Coping, siehe 5.) umzuleiten.
4. Akzeptanz: Wut ist okay! ✅
Das Buch verurteilt Egbert nicht für seine Wut; sie ist einfach ein Teil von ihm. Sie ist ein Teil von uns allen. Dies ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis für Kinder: Es ist nicht "schlimm", wütend zu sein. Alle Gefühle, auch die unbequemen, haben ihre Berechtigung und dürfen (und müssen) gefühlt werden. Gleichzeitig ist es sehr wichtig, Verantwortung zu vermitteln: Es ist am besten, Gefühle so zu fühlen, dass dabei niemand sonst (auch nicht man selbst) zu Schaden kommt oder verletzt wird (siehe 5.; siehe 10.).
5. Gefühlsregulation 😮💨
Okay, Egbert ist rot. Und jetzt? Was macht er? Schreit er? Stampft er? Zieht er sich zurück? Das Buch öffnet die Diskussion für Bewältigungsstrategien (Coping). Man kann über "Wut-Fühl-Werkzeuge" sprechen: Hilft tiefes Atmen (wie ein Drache), Stampfen (Energie rauslassen), kurz draußen Schreien (ohne jemanden anzuschreien) oder vielleicht das feste Drücken eines "Wutkissens"? Vielleicht teilen Sie mit Ihrem Kind bzw. Ihren Kindern, welche unterstützenden "Wut-Fühl-Werkzeuge" Sie selbst für sich als wirksam entdeckt haben?
6. Soziale Konsequenzen 😟
Wie reagieren die anderen Figuren in der Geschichte, wenn Egbert rot ist? Haben sie Angst, lachen sie, oder lassen sie ihn in Ruhe? Das thematisiert auf anschauliche Weise, dass unsere Gefühle nicht nur gesehen und wahrgenommen werden, sondern auch eine direkte Wirkung auf das Verhalten anderer haben. Es vermittelt soziale Wahrnehmung, ohne den Wütenden zu beschämen.
7. Das Abklingen der Gefühle 🌬️
Egbert bleibt nicht ewig rot. Das Gefühl flaut wieder ab. Diese Erkenntnis ist für Kinder extrem beruhigend. Es vermittelt: "Auch die stärkste Wut geht vorbei." Es ist ein Zustand, kein Dauerzustand.
8. Empathie und Verständnis 🤗
Wie fühlen sich wohl die anderen, wenn Egbert rot ist? Und wie fühlt sich Egbert selbst? Das Buch lädt dazu ein, sich in alle Beteiligten hineinzuversetzen. Was fühlt Manfred? Was fühlt der Drache? Was fühlen die anderen Kinder? Es fördert Empathie und das Verständnis dafür, dass Wut und die Reaktionen der anderen Figuren auf Egberts Wut beispielsweise aus Frustration, Unsicherheit oder Überforderung entstehen können.
9. Kommunikation statt Eskalation 💬
Oft wird Egbert rot, bevor er sagen kann, was er fühlt oder was ihn genau stört. Das Buch ist ein guter Startpunkt, um zu üben, Gefühle in Worte zu fassen. "Ich merke, du wirst gleich rot wie Egbert. Magst du mir sagen, was los ist?" So lernt das Kind, Gefühle zu kommunizieren, bevor sie "explodieren".
10. Wiedergutmachung und Verzeihung 🙏
Was passiert, nachdem Egbert rot war? Wenn etwas passiert ist, das einem Leid tut oder man einen Freund oder eine Freundin traurig gemacht hat, ist das ein guter Moment, über das "Danach" zu sprechen. Es geht um Verantwortung für das eigene Handeln (nicht für das Gefühl!) und darum, sich ggf. zu entschuldigen oder etwas in Ordnung zu bringen oder zu reparieren. So können dann alle gemeinsam in eine neue Situation starten, die allen Beteiligten gefällt, z. B. ein "grüner Traum".
Und ja, natürlich ist die obige "Top 10"-Liste der wichtigen Aspekte im Bilderbuch "Egbert wird rot" absolut subjektiv und unendlich viele andere "Top 10"-Listen mit anderen Lieblingsthemen sind ebenso denkbar. Vielleicht schicken Sie uns bei Gelegenheit Ihre Lieblingsthemen, die Sie mit Ihrem Kind bzw. Ihren Kindern entdeckt haben?
Viel Spaß beim Vorlesen und den spannenden Gesprächen, die sich daraus ergeben!

